Ausstellungsprojekt
"Harte Zeiten / Ciezkie Czasy",
Künstlerbund Baden-Württemberg
in Zusammenarbeit mit dem Port 25 in Mannheim
und der Städtischen Galeria Miejska
im polnischen Bydgoscz.
Eine einfache Postkarte, die meine Großmutter
vor 27 Jahren geschrieben hat, steht als
Beispiel für unsere wöchentliche
Korrespondenz, die umso wichtiger wurde,
je weniger sie hören konnte, und
sie erinnert mich noch immer an unsere
tiefe Verbundenheit. Als sie 2005 starb,
war sie 102 Jahre alt, geboren in Frankreich
in Saargemünd / Sarreguemines. Als
Deutsche verlor sie nach dem Ersten Weltkrieg
ihre Heimat und wurde Flu¨chtling
und ließ sich mit ihrer Familie
in Baden-Württemberg nieder. Dennoch
war sie Frankreich tief verbunden und
korrespondierte bis zu ihrem Tod mit ihrer
französischen Freundin Monique. Sie
war immer von Optimismus erfüllt.
Während der Zeit, als ich in meinem
ersten Atelier in Düsseldorf anfing,
allein zu arbeiten und zu leben, war ich
teils voller Zweifel, unsicher, wohin
das führen sollte. Ich lernte durch
die Beantwortung ihrer Briefe, nach einer
positiven Sichtweise und einer reflektierten
Haltung zu suchen, in der Absicht, ihr
keinen Grund zur Sorge zu geben. Durch
diese Briefe lernte ich aber tatsächlich,
mir diese optimistische Haltung anzueignen
und nicht aufzugeben.
Das Schreiben von Briefen und Postkarten
gehört nicht mehr zu unserem Leben,
diese Tradition ist verschwunden. Es gibt
heute natürlich viel mehr und auch
direktere Möglichkeiten, in Verbindung
zu bleiben, aber so etwas, wie ganz persönliche
Briefwechsel, die eine Überzeitlichkeit
durch die real vorhandenen Briefe bekommen,
die Innigkeit dieser Briefe, ist dabei,
verloren zu gehen.
A simple postcard written by my grandmother
27 years ago stands as an example of our
weekly correspondence which became more
important the less she could hear ; it
is still a reminder of our deep connection.
Born in Saargemünd / Sarreguemines,
she was 102 when she died in 2005.
As a German, she lost her home and became
a refugee after the First World War, settling
down with her family in Baden-Württemberg.
Nevertheless, she was deeply connected
to France and corresponded until her death
with her French friend Monique.
She was always full of optimism. During
the time I started to work in my first
studio in Düsseldorf, working and
living alone, I often felt quite desperate,
uncertain what I reallywanted to do. I
learned by answering her letters to strive
for an optimistic outlook and endeavored
to respond in such a way that she was
not scared by my doubts.
In answering her letters I therefore learned
to not to give up so easily.
Writing letters and postcards is not longer
part of our lives; this tradition has
vanished.
There is more connection in so many other
ways but we would do well to try to continue
creating those long lasting, intimate
spots of memory.
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